3. Februar 2025
Selbst hohe Erwartungen auf das Jahreskonzert des Musikvereins "LYRA" Schöllbronn am Samstagabend, dem 1. Februar 2025, wurden mehr als erfüllt. Das 48-köpfige Blasorchester zeigte sich hochmotiviert und mitreißend. So formulierte der Vorsitzende Steffen Neumeister ganz zurecht in seinem Dank an den Dirigenten Kajo Lejeune, der im 29. Jahr die musikalische Verantwortung trägt, die rhetorische Frage, wie es denn wohl möglich sei, Jahr für Jahr immer noch schönere Programme mit ebensolcher Frische zum Klingen zu bringen. Wie ein mächtiges Eingangsportal mit filigranem Zierwerk eröffnete die anspruchsvolle "Alvamar"-Ouvertüre op. 45 von James Barnes den Streifzug durch die Welt der symphonischen Blasmusik; und schon gleich war ein großes Kompliment an die virtuos spielenden hohen Holzbläser angemessen. Mit dem zweiten Stück des Abends -traditionell dirigiert vom stellvertretenden Dirigenten Henry Kunz-, dem "Intermezzo" aus der Oper "Manon Lescaut", wurde in homogenem Klang einerseits eine Brücke zum italienischen Komponisten Giacomo Puccini geschlagen, der mit "La Bohème" in den diesjährigen Schlossfestspielen besonders gewürdigt wird. Andererseits vermittelte dieses dramatische Zwischenspiel zum Part der Jungmusiker, die sich in die Reihen des Orchesters eingliederten und -quasi "side by side" mit je einem Paten aus dem großen Orchester- ihre drei kurzweiligen und gefälligen Beiträge darboten: "Never too late" (aus "König der Löwen"), "Into the unknown" (aus "Eiskönigin II") und "Y.M.C.A.", empathisch angeleitet von Dimitrios Stavroulis. Noch vor der Pause nahm Kajo Lejeune mit seinem Blasorchester den Faden wieder auf und überzeugte bei "Pasadena" von Jacob de Haan das Publikum mit der agilen Spielweise des ausgeglichen besetzten Klangkörpers; ein gelungenes Solo aus dem Altsaxophon von Stephanie Nussbaumer fand dabei besonders Beachtung. Man wolle "nicht nur Musik machen, sondern Emotionen schenken", hatte der Vorsitzende Steffen Neumeister den Dirigenten aus der Probenarbeit zitiert. Dieses Anliegen war stets spürbar und steigerte sich doch noch über den zweiten Teil zu einem auch insgesamt dramaturgisch stimmigen Abend. Im Tongedicht "Reise bis ans Ende der Welt" von Benjamin Yeo waren klangmalerische Atmosphären einer Schiffsreise zu vernehmen. Die charmant moderierende Stefanie Lochbaum ließ von den Musikern kurze naturalistische Klänge aus der Komposition anspielen, darunter Eisenketten (Anker), Klarinetten-Mundstück-Effekte (Möwen-Dialog) sowie eine eigene Spieltechnik am Schlagwerk-Fellinstrument (Wal-Stimmen). Neben den Geräusch-Effekten gelangen der von Frank Bechert einfühlsam gespielte Klavier-Part sowie die Trompeten-Soli von Andreas Hagenlocher und Christoph Kunz. Auch die sich anschließende Filmmusik von John Williams geriet als fulminante Gänsehaut-Musik ausnehmend wirkungsvoll; dabei waren große Themen zu hören wie "E.T.", "Mission: Impossible", "Star Wars", "Cantina Band", "Olympic Spirit" und "Der weiße Hai". Mit seinen verinnerlichten südamerikanischen Rhythmen in der äußerst herausfordernden Latin-Fantasie "La Sierra Negra" von Eduardo M. Brito erreichte das Konzert seinen musikalischen Höhepunkt. Die Musikerinnen und Musiker changierten reaktionsschnell und stilsicher zwischen schwärmerischen Passagen und dem ausgelassen schwungvollen Rhythmus, dabei äußerst geschmackvoll und nie überzeichnet: eine eröffnende Trompeten-Kadenz, hinreißend gespielt von Volker Ochs, große Orchesterklänge, sich allmählich ins Prestissimo steigernde Tempi, halsbrecherische Einwürfe aus Einzelstimmen, weitere Soli, natürlich vom Alt-Saxophon, aber eben auch aus der Tuba des Youngsters Kai Bayrhof. Die Bedeutung des Titels, abgeleitet von einem mexikanischen Vulkan, wurde unmittelbar spürbar in dieser vorbildlichen Interpretation des Schöllbronner Orchesters unter seinem Dirigenten Kajo Lejeune. Zum offiziellen Ende des Konzertes erklangen Auszüge aus dem eingängigen Musical "Evita" von Andrew Lloyd Webber; auch hier war die Anlehnung an die Ettlinger Schlossfestspiele nicht zufällig. Das begeisterte Publikum forderte mehrere Zugaben. Es war den musikalisch Agierenden gelungen, ihre Zuhörer mit sauberer Intonation, gesteigerten technischen Fertigkeiten und großer Leidenschaft in vielfältigen Stimmungen auf hohem Niveau zu verzaubern. Für den tosenden Applaus bedankte man sich mit Henry Mancinis berühmtem Samba "Meglio Stasera" aus dem Film "Pink Panther" (1963) sowie mit dem "Abendlied" von Josef Rheinberger. Die Aktiven des Blasorchesters bedankten sich mit diesem gefühlvollen musikalischen Schlusspunkt bei den zahlreich erschienenen Konzertgästen und darüber hinaus für die Unterstützung, auf die der Verein auch während des übrigen Jahres zählen kann.